Ein liebensbrief

In einer Welt, die dem Individuum zutiefst feindlich gesinnt ist, sind Beziehungen voll von subversiven, revolutionären und emanzipatorischen Möglichkeiten. Die Komplizenschaften, die wir knüpfen, geben uns die Kraft, die wir brauchen, um zu (über-)leben, sie ermöglichen uns zu entfliehen, zu wachsen, uns weiterzuentwickeln und verwandeln unserem Alltag in ein endloses Abenteuer. Lassen wir unsere Liebe wild werden, indem wir mit allen Normen, Etiketten, moralischen Urteilen, unterdrückenden Mustern und Autoritätspositionen brechen.

Hier ist ein Bericht, eine Inspiration, eine Art zu lieben unter Tausenden.



How to destroy the world – Ignorant Research Institute
  • Meine Liebe ist [queer]. Queer in seiner ursprünglichen Form, als Schimpfwort für „nicht-straight“ verwendet. Kein Label, keine Identität, nur eine Verneinung. Es geht nicht darum, was du bist, sondern darum, was du nicht bist: monogam, hetero, cis… nicht in den herrschenden Normen, nicht in den richtigen Schubladen. Eine Negierung der herrschenden Normen, die den Horizont der Möglichkeiten weit öffnet.
  • Meine Liebe ist[nihilistisch], sie kümmert sich nicht um Geschlechterunterschiede. Sie berührt das Individuum, nicht die Geschlechtsidentität.
  • Meine Liebe ist [einzigartig] und bei jedem Menschen den ich liebe, anders. Jeder Versuch, sie zu vergleichen, wäre absurd. Die Liebe, die ich mit jeder Person lebe, ist spezifisch für unsere Verbindung aufgebaut, und genügt sich jedes mal für sich selbst.
  • Meine Liebe ist [rebellisch], weder monogam noch polyamorös. Sie schert sich nicht um die gesellschaftlichen Kategorien, die unsere Beziehungen normieren wollen. Wenn ich liebe, versuche ich, eine Verbindung herzustellen, nicht einen Status wie „Partner*in, Freund*in, Ehepartner*in, Liebhaber*in usw.“.
  • Meine Liebe ist [anarchistisch], sie emanzipiert sich von gesellschaftlichen Hierarchien, die uns vorschreiben, wie romantische und sexuelle Beziehungen gegenüber jeder anderen Form von Liebe priorisiert werden sollten.
  • Meine Liebe verwechselt [Sex] nicht mit [Intimität], sondern sieht Intimität in jedem Teilen von Verletzlichkeit. In diesem Sinne reserviere ich Intimität nicht ausschließlich für die Menschen, mit denen ich Sex habe, und es kommt auch vor, dass ich Sex ohne Intimität habe.
  • Meine Liebe ist [frei], sie entwickelt sich mit gegenseitiger Zustimmung dort, wo es uns gefällt, ganz gleich, was die verschiedenen gesellschaftlichen oder moralischen Autoritäten darüber denken.
  • Meine Liebe liebt es, wenn mir [Nein] gesagt wird. Es gibt keinen schöneren Beweis dafür, dass ein Mensch, den ich liebe, sich frei fühlt, als die Tatsache, dass er „Nein“ zu mir sagt. Ich will mich darüber freuen, was dieses „Nein“ über die gelebte Beziehung aussagt: Die Freiheit wird in den Mittelpunkt gestellt.
  • Meine Liebe ist [Vielseitig]. Sie ist keine begrenzte Ressource, die ich sparsam an eine ganz bestimmte Person abgeben sollte. Diese Logik führt zu einer völlig unnötigen Konkurrenzdynamik.
  • Meine Liebe ist ein Angebot der [Komplizenschaft], ein Angebot, sich gegenseitig zu unterstützen und eine Dynamik des Wohlwollens und der Empathie in einer feindlichen Welt zu entwickeln.
  • Meine Liebe versucht, aus allen gelernten Normen [auszubrechen] : Romantische Liebe sei wertvoller als jede andere Form der Liebe und sei eine Form des sozialen Erfolgs / Romantische und sexuelle Liebe solle sich nur auf Menschen des entgegengesetzten Geschlechts richten (und es gäbe nur zwei Geschlechter) / Romantische Liebe solle man nur einer Person (der richtigen) geben, oder zumindest nur einer Person zur gleichen Zeit / Sexualität sei der notwendige Kitt jeder Liebesbeziehung … und so weiter, die Liste ist lang.
  • Meine Liebe ist [unperfekt], es kommt vor, dass ich ausrutsche, stolpere und falle. Aber jedes Mal, wenn ich wieder aufstehe, erscheint mir mein Gleichgewicht sicherer zu sein.
  • Es ist meine Liebe und ich liebe sie.